Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 138

1880 - Stuttgart : Heitz
138 Neue Geschichte, 1. Periode. Deutschland. Frieden in der Kirche wiederherstellte. Aber die Päpste fürchteten, daß ihrer Gewalt dadurch Abbruch geschehe, suchten daher Ausflüchte, und erst als es unvermeidlich schien, willigte der damals lebende Papst (Paul Iii.) in die Versammlung, suchte sie aber für sich gleich dadurch unschädlich zu machen, daß seine Legaten den Vorsitz einnahmen, daß er durchsetzte, daß nach Personen gestimmt werden sollte — aus Italien waren die meisten Bischöfe gekommen — und daß er ausdrücklich erklärte: es sollte nur über die Ausrottung der Ketzerei und über die Wiederherstellung des Kirchenfriedens verhandelt werden. Der Papst gab seinen Legaten die ausdrückliche Anweisung, alle Lehren und Gebräuche, die von den Protestanten verworfen waren, zu bestätigen, die „Rebellen" (gegen den Papst) durch Kirchenstrafen zu. bändigen, die Ketzerei auszurotten und die Völker unter den Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückzuführen. Und so siegte wirklich die päpstliche List über das Bestreben derjenigen Bischöfe, denen es mit der Verbesserung des Papismus ein Ernst war. Ihre Stimmen-drangen nicht durch; die italienischen Bischöfe, die ihren Vortheil bei der Erhaltung der bisherigen Hierarchie fanden, überstimmten jene, und durch die Beschlüsse des Concils wurden die bisher vereinzelten päpstlichen Verordnungen erst recht in ein Ganzes gebracht. Das Gebäude des römischen Katholicismus wurde dadurch vollendet, und daher kommt es, daß man sich bei allen Streitigkeiten über Lehren der römischen Kirche auf die Beschlüsse des tridentmischen Concils zu berufen pflegt. Von diesen Beschlüssen wollen wir nur einige herausheben: Neben der Bibel gilt auch jede mündliche Tradition, die sich in der Kirche erhalten hat. Die Stellen der Bibel haben nur den Sinn, den ihnen die Kirche und die Kirchenväter gegeben haben. Der Klerus ist ein von Gott eingesetzter und durch fortgehende göttliche Eingebung infallibler Stand, dem allein die kirchliche Gewalt zusteht. Die Bischöfe sollen schwören: dem Papste treu und gehorsam zu sein, die Rechte und die Gewalt des heiligen Stuhles zu erhalten, zu vermehren und gegen jedermann zu vertheidigen, alle Ketzer und dem Papste Ungehorsame aber nach allen Kräften zu verfolgen. Die sieben Sacramente theilen dem, an dem sie verrichtet werden, an und für sich eine göttliche Gnade mit. Bei dem Abendmahl wird durch die Weihung das Brot und der Wein in den Leib und das Blut Jesu verwandelt (Trans-snbstantiation) und daher muß die Hostie (Oblate) göttlich verehrt

2. Theil 4 - S. 226

1880 - Stuttgart : Heitz
226 Neueste Geschichte. 3. Periode. Italien. Ungarn. Franzosen stellten nun in Rom die alte Ordnung her, und selbst die politischen Freiheiten, welche Pius früher gewährt hatte, wurden jetzt wieder aufgehoben. Der Papst selbst kehrte erst im April 1850 von Gaeta nach Rom zurück, und hat sein früh eres Vertrauen zum Volke und seine erste Geneigtheit zu liberalen Reformen von da ab nicht mehr gezeigt. Die französische Besatzung blieb zu seinem Schutze in Rom. Auch der Großherzog Leopold von Toscana, ein milder, freisinniger Fürst, hatte im Februar 1849 einer demokratischen Erhebung weichen müssen, wurde jedoch bald daraus (April) durch eine Gegenrevolution zurückgeführt. Die Herzoge von Modena und Parma, welche gleichfalls aus ihren Staaten vertrieben wurden, kehrten erst mit Hülfe der Oestreichs zurück, nachdem diese die revolutionäre Erhebung in Oberitalien unterdrückt hatten. Dort, in Oberitalien, war es nämlich zu den bedeutendsten Ereignissen gekommen. Karl Albert von Sardinien hatte nach seiner Thronbesteigung die revolutionäre Bewegung zwar energisch unterdrückt, hatte sich aber der Vorherrschaft Oestreichs in Italien niemals zugeneigt. Er hatte, als ihm die Zeit gekommen schien, manche Verbesserungen in seinem Lande eingeführt und bereitete sich auf den Augenblick vor, wo er, wenn auch zunächst nur aus dynastischem Interesse, an die Spitze einer nationalen Bewegung würde treten können. Als nun in Mailand am 18. März 1848 der Ausstand ausbrach und die östreichische Besatzung unter Radetzky vertrieben wurde, überschritt Karl Albert mit seinem Heere die östreichische Grenze ohne Kriegserklärung und erklärte sich zum Befreier Italiens. Mit ihm verbanden sich einige taufend Mann italienische Freiwillige. Bald aber rückte der greise Marschall Radetzky mit gesammelter Truppenmacht heran, besiegte Karl Albert bei Cnstozza n. s. w. und eroberte Mailand wieder (6. August). Karl Albert erbat einen Waffenstillstand; aber von den Radicalen auf alle Weise geschmäht und von ihrer steigenden Gewalt mit fortgerissen, erneuerte er den Kampf mit einem großen fardinifchen Heere, welches jedoch bei Novara von Radetzky vollständig geschlagen wurde (24. März 1849). Karl Albert entsagte nun dem Throne zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel, floh ans Sardinien und starb bald darauf in Portugal. Sein Nachfolger schloß mit Radetzky einen Waffenstillstand und unterdrückte einen deshalb in Genua entstandenen Aufruhr. Jiz Brescia wurde gleichfalls ein Aufstand

3. Theil 4 - S. 78

1880 - Stuttgart : Heitz
78 Neueste Gesuchte. 1. Periode. Frankreichs Murat, dessen Land (Großherzogthum Berg) wieder einem Sohne des Königs von Holland gegeben wurde. Aber die'spanier fühlten sich über die ihrem Könige gespielte Verrätherei von gerechtem Unwillen ergriffen und verwarfen den aufgedrungenen König, so viele Mühe sich dieser auch gab, die Liebe der Spanier zu gewinnen. Nur ungern hatte er den spanischen Thron angenommen, weil er den Widerwillen des spanischen Volkes voraussah. Schon am Tage seines Einzuges in Madrid war die Stadt wie ausgestorben. Es brach $irt Aufruhr gegen ihn aus; die Spanier griffen zu den Waffen und führten einen sechsjährigen Kampf gegen die Franzosen. Napoleon schickte seine besten Heere und seine geschicktesten Feldherren gegen die Spanier, glaubte mehr als einmal schon das Land bezwungen und immer brach die Empörung wieder aus. Die Engländer nahmen sich der bedrängten Spanier an. Wellington kam ihnen zu Hülfe, und ihm gelang es endlich nach sechs Jahren eines blutigen Krieges, die Franzosen aus Spanien gänzlich herauszuschlagen. Dieser Kampf zeichnete sich durch Grausamkeit aus. Die Spaniev, erbittert auf die Franzosen, weil diese oft aus bloßem Muthwillen sengten und brannten, das Korn zertraten und das Vieh tödteten, waren nicht zufrieden, die Gefangenen zu todten, sondern sie marterten sie zu Tode durch Ausrenkung der Glieder, durch Rösten über langsamem Feuer und andere Scheußlichkeiten. Ungerechtigkeiten zu begehen, war Napoleon jetzt so alltäglich geworden, daß er sie fortan ohne Scheu beging. Italien gehörte ihm nun ganz, bis auf Hetrurien und den Kirchenstaat. Hetru-rien nahm er dem jungen Könige und seiner Mutter, einer Schwester Ferdinands, ohne Umstände weg, befahl ihr nach Spanien zu gehen und versprach ihr eine Entschädigung, die sie nie erhielt. Rom aber ließ er im Februar 1808 hinterlistig erweise besetzen, hob dann die weltliche Macht des Papstes ganz auf, ließ den alten Pius Vii., der über alle, die gegen den Kirchenstaat Gewalt geübt, den Bann ausgesprochen hatte, am 6. Juli 1809 mitten in der Nacht auf empörende Weise mit Gewalt fortführen und zuerst in Grenoble, dann in Savona in Italien als Gefangenen verwahren. Späterhin wurde der Kirchenstaat, so wie es schon mit Hetrurien geschehen war, mit Frankreich vereinigt und Rom zur zweiten Hauptstadt des Reiches, welches nun von der holländischen Grenze bis an die neapolitanische reichte, erklärt.

4. Theil 4 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
* Friedrich Wilhelm Iii. 185 in Verbindung mit einem Theil der belgischen und der französischen Geistlichkeit. Der Widerstand des Erzbischofs Droste fand in einem andern Theil Preußens Nachahmung. Der Erzbischof von Posen und Gnesen, Dunin, schärfte seiner Geistlichkeit im Jahre 1838 dasselbe Verfahren in Bezug auf die gemischten Ehen ein. Die preußische Regierung wandte zuerst alle Langmuth und Milde an, um den Prälaten von seiner Verirrung zurückzubringen; man berief ihn sogar nach Berlin, um ihn hier durch dringende Vorstellungen zu einer milderen Auffassung seiner Pflichten zu bringen; da jedoch alle derartige Versuche vergeblich blieben, so . wurde er von seinem Amt suspendirt und erhielt den Befehl, in Berlin zu bleiben. Er glaubte jedoch, wie Droste zu Vifchering, der weltlichen Macht in Angelegenheiten seines Amts keinen Gehorsam schuldig zu sein, entwich heimlich aus Berlin und trat wieder in seinem Sprengel als Bischof auf. Nun schritt aber die Regierung mit Strepge ein, ließ ihn festnehmen und nach der Festung Colberg bringen. In ganz Posen, wo bei den Einwohnern polnischer Nationalität das katholische Interesse lange Zeit hindurch mit dem Hang zu politischer Opposition eng verknüpft war, entstand eine große Aufregung über diesen Schritt; es wurde allgemeine Kirchentrauer gehalten, die Orgeln und Glocken verstummten n. s. w. — Erst nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv. wurde der Streit über die gemischten Ehen vorläufig beigelegt. Dunin wurde in Folge einer freilich etwas zweideutigen Erklärung wieder eingesetzt und kehrte unter allgemeinen Freudenbezeigungen nach Posen zurück. Auch der Erzbischof Droste wurde seiner Haft entlassen; nach einer mit ihm und dem römischen Stuhl getroffenen Uebereinkunft kehrte derselbe jedoch nicht auf seinen Bischofsitz zurück, welcher dem bisherigen Eoadjutor Geißel zufiel. Die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Iii. wurden noch durch eine wichtige Handlung bezeichnet, welche dem Handel in Preußen und fast in ganz Deutschland einen neuen Aufschwung gab, und das Streben nach deutscher Einigung wenigstens in einer Beziehung förderte: Preußen schloß nämlich mit dem größten Theil der kleineren deutschen Staaten einen Zollverein ab, durch welchen die Schranken, die den Handel und Verkehr derselben getrennt hatten, beseitigt wurden und ein einziges Handelsgebiet entstand. Am zweiten Pfingsttag, 7. Juni 1840, ging Friedrich Wil-

5. Theil 4 - S. 197

1880 - Stuttgart : Heitz
Gregor Xvi. Pius Ix. 197 die Keime äußerer Wohlfahrt und einer gewissen äußern Cultur auf alle Weise zu pflegen, und Gewerbfleiß und Fabrikation nach Möglichkeit zu fördern. Die große Macht, über welche der Czar mit völliger Unumschränktheit gebot, wendete er aber vorzugsweise zur Erweiterung des Einflusses nach außen an, wozu andererseits die ausgezeichnete diplomatische Kunst des russischen Hofes das ihrige beitrug. So war durch den Tractat von Ttnkiar Skelessi (1833) die Türkei eng mit dem russischen Interesse verknüpft worden. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Walachei waren zinspflichtige Fürstenthümer unter Hospodaren geworden, deren Wahl ganz unter russischem Einfluß stand. Die Perser wurden von den Russen mit Glück bekriegt und zwei ihrer Provinzen zum russischen Reiche geschlagen, wogegen mit dem durch englischen Einfluß aufgeregten Bergvolke der Tscherkessen der Kampf mit wechselndem Glück geführt ward. In Italien war am 1. Juni 1846 der alte, schwache Gregor Xvi. gestorben, und an seine Stelle wurde unter französischem Einfluß der Cardinal Mastai Ferretti gewählt, welcher den Namen Pius Ix. annahm. Nach eigner Neigung und auf den Rath der französischen Regierung, besonders des Gesandten Grafen Rossi, betrat der neue Papst die Bahn der Reform in der Verwaltung. Er führte mannigfache Ersparnisse ein, gab der Presse mehr freien Spielraum, genehmigte den Bau von Eisenbahnen, eröffnete den bis dahin von allen höheren Aemtern ausgeschlossenen Laien den Zugang zu denselben, berief Männer des öffentlichen Vertrauens in seinen Rath, gab der Stadt Rom eine freie Mnni-cipalverfassung und erweckte so^ar Hoffnungen zur Herbeiführung eines italienischen Staatenbundes. Natürlich erweckten diese Neuerungen den größten Enthusiasmus, durch ganz Italien erscholl der Jubelruf: »Evviva Pio nono!« und das Volk gab sich zuerst ohne Rückhalt der Leitung des gefeierten Kirchenfürsten hin; nur die alte Regierungspartei, gestützt auf den Einfluß Oestreichs, hielt mit ihren Bedenken und ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu berufenen Bürgerwehr und ahnte fo wenig, wie seine zahlreichen Bewunderer in ganz Europa, bis zu. welchem Abgrunde ihn der Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Mal entfesselten Volks führen würde. Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte von

6. Theil 4 - S. 314

1880 - Stuttgart : Heitz
314 Neueste Geschichte. 3. Periode. Revolution in der Romagna sei von Sardinien und Frankreich angezettelt. Wenn Napoleon von ihm die Abtretung einiger Provinzen verlange, um die Revolution zu ersticken, so sei die Frage, wie viel Provinzen wohl Frankreich abzutreten haben würde, da in Frankreich die Revolution gar nicht aufhöre." Auch ein eigenhändiges Schreiben Napoleons war ohne Wirkung; Pins Ix. lehnte die verlangte freiwillige Abtretung der abgefallenen Provinzen ab. In einer Encrmka an alle Bischöfe aber erklärte der Papst, „daß er die Legationen nicht abtreten und auf die weltliche Herrschaft nicht verzichten könne, weil sie nicht sein Eigenthum, sondern das der Kirche seien!" Als dann dennoch geschah, was zu erwarten war, und im März 1860 die Bevölkerungen von Toscana, Modena, Parma und der Romagna durch Plebiscit ihren Anschluß an Sardinien erklärten; als Victor Emanuel die Annexion dieser Provinzen feierlich annahm; da that Pins Ix. am 26. März alle Urheber und Teilnehmer dieser Eingriffe in die Rechte der päpstlichen Staaten in den Bann. Inzwischen waren in Zürich die Unterhandlungen eröffnet worden, welche zum definitiven Abschluß des Friedens führten (10. Nov. 1859). Den Präliminarien von Villafranca gemäß, entsagte Oestreich der Lombardei, welche Frankreich empfing und an Sardinien abtrat. Oestreich und Frankreich verpflichteten sich, die italienische Konföderation zu fördern, behielten dem Großherzog von Toscana und den Herzögen von Modena und Parma ihr Recht vor und verpflichteten sich, den h. Vater um Reformen im Kirchenstaate anzugehen. Mehr Interesse als dieser Friedensschluß, von welchem theils schon zur Zeit seiner Unterzeichnung, theils durch die bald folgenden Ereignisse nur noch die Vereinigung der Lombardei mit Sardinien Wahrheit und Wirklichkeit war, erregte die allmählich in die Öffentlichkeit dringende Kunde von einer beabsichtigten Territorialabtretung Sardiniens an Frankreich, welches sich dieselbe wahrscheinlich schon vor dem Kriege bedungen hatte, obwohl der französischen Eitelkeit mit der Phrase geschmeichelt worden war: Frankreich allein sei im Stande, um einer Idee willen Krieg zu führen. Napoleon erklärte, da Sardinien durch die neuen Erwerbungen ein mächtiger Staat am Fuße der Alpen geworden sei, so müsse er Rücksicht aus die Zukunft nehmen und die Abtretung Savoyens und der Grafschaft Nizza an Frankreich fordern. Die

7. Theil 4 - S. 405

1880 - Stuttgart : Heitz
-Das ökumenische Concil in Rom und das Ende des Kirchenstaates. 405 liche Fragen nach den Nachrichten über den zwischen Deutschland und Frankreich ausgebrochenen Krieg durch die Versammlung. Weitreichende Gedanken und Pläne im Vatican knüpften sich an die entfalteten Fahnen Frankreichs. Um so schwerer schmetterten die rasch sich folgenden Niederlagen der französischen Armeen und der Sturz Napoleon Iii. bei Sedan jene Hoffnungen nieder. Das Königreich Italien hatte bei dem Ausbruche des Krieges seine Neutralität erklärt, aber als die französische Besatzung den Kirchenstaat verlassen hatte und in Paris die Republik an die Stelle des Kaiserthums getreten war, zog die italienische Regierung ein Heer an der römischen Grenze zusammen unter dem Oberbefehl des Generals Cadorua. Am 8. September wurde die Grenze überschritten. Unterhandlungen, welche man mit Pius Ix. anzuknüpfen versuchte, wurden zurückgewiesen. Nun rückten die, italienischen Truppen vor Rom und zwangen die Stadt nach einer dreistündigen Kanonade zur Capitulation, 20. September. Die Bevölkerung des Kirchenstaates entschied darauf durch ein Plebiscit über den Anschluß an das Königreich Italien. Er wurde am 3. October mit 153,681 Stimmen gegen 1507 verlangt, worauf Victor Emanuel die Einverleibung des Kirchenstaates mit dem Königreich anordnete. Jetzt war die Vereinigung Italiens vollendet. Dem Papste blieb völlige Unabhängigkeit in Ausübung seiner kirchlichen Macht zugesichert, er behielt den Besitz des Leoninischen Stadttheiles mit dem Vatican und die- Stellung eines Souveränes mit einem Jahreseinkommen von 3,225,000 Lire (967,500 Thaler). Dieses Aufhören des Kirchenstaates und damit zugleich der weltlichen Gewalt des Papstthumes machte auch selbst in jenen Tagen, wo der Krieg in Frankreich die Gemüther beschäftigte, einen heftigen Eindruck in der katholischen Kirche. Der Papst schleuderte seinen Bannstrahl über Victor Emanuel; er betrachtete sich als einen Gefangenen in seinem Vatican. Die zu straff gespannten Ansprüche des päpstlichen Machtgebietes würden auch im gewöhnlichen Lauf der Dinge den ihnen entgegenstehenden Widerstand nicht überwunden haben, nun war unerwartet und jählings unter höherer Lenkung der Pfeiler, an welchen sich der weltliche Besitz des Papstthums noch stützte, das uapoleouische Kaiserthum, zusammengebrochen, und mit ihm sank auch jenes geistliche Staatswesen, das älteste unter den Staaten Europas, zu. Boden. —

8. Theil 4 - S. 472

1880 - Stuttgart : Heitz
472 Neueste Geschichte. 3. Periode. auch viele Muhamedaner, vor Kaiser Franz Joseph und bat um Annexion. Schon kam der Name „Neu-Oestreich" für diese Gebiete auf. Am 1. Januar 1879 wurde eine östreichische Landesregierung für dieselben eingesetzt. Die Besitznahme ist vollzogen; die Verbindung mit dem Türkenreiche ist, wenn auch noch nicht formell, doch thatsächlich gelöst. Oestreich hat mit dieser Erwerbung in seiner nach Osten gerichteten Aufgabe einen große« Fortschritt gemacht. Die Allianz mit dem deutschen Reiche hat sich im Herbste 1879 als ein starkes Unterpfand für den Frieden Europa's neu befestigt. ________________ In Italien dauerte der Culturkampf fort, und mit ihm die gegenseitige Entfremdung zwischen Pius Ix. und Victor Emanuel, welcher seine Residenz seit 1871 nach Rom verlegt hatte. Beide Häupter wurden im Anfange des Jahres 1878 durch den Tod hinweggerafft. Der König starb in Folge einer heftigen Erkältung am 9. Januar. Er hatte auf seinem Sterbebette in sehr würdigen und versöhnlichen Worten der Kirche gegenüber sich ausgesprochen: „ich bedaure aufrichtig, wenn irgend eine meiner Handlungen dem heiligen Vater persönlich Schmerz bereitet haben sollte. Aber in allen meinen Handlungen habe ich stets das Bewußtsein gehabt, meine Pflichten als Bürger und Fürst zu erfüllen und nichts gegen die Religion meiner Väter zu unternehmen." Hierauf überbrachte der Beichtvater des Papstes dem sterbenden Könige den päpstlichen Segen und die geweihte Hostie. Aber bei dem Beschluß über die letzte Ruhestätte Victor Emauuels zeigte sich noch einmal die hierarchische Unversöhnlichkeit. Am 17. Januar fand das Leichenbe-gängniß statt; mehrere Fürsten, auch der deutsche Kronprinz und ein östreichischer Erzherzog, waren herbeigeeilt, um daran Theil zu nehmen. Der großartig-seierliche Zug bewegte sich zur Ruhestätte im Pantheon ohne den Klang der Glocken, auch fehlte die Begleitung durch den höheren Klerus; nur eine kleine Zahl von Priestern niederen Ranges waren gegenwärtig. König Humbert leistete am 19. Januar den Eid auf die Verfassung. Schon vorher hatte der Papst seinen vergeblichen Protest gegen die Annahme des Titels „König von Italien" erneuert. Am 7. Februar endete Pins Ix. seine bis in das höchste Alter hinauf kampfbewegten Lebenstage. Der auftauchende Gedanke, das bevorstehende Conclave außerhalb Italiens abzuhalten, wurde beseitigt; es trat ohne alle Störung in Rom zusammen, und schon am 20. Februar wurde

9. Theil 4 - S. 313

1880 - Stuttgart : Heitz
Garibaldi. Pius Ix. 313 der Bedingung zugestanden, daß sie ohne Intervention auf freiwilligen Ruf der Völker erfolge; die Staaten Italiens sollten zu einem Bunde unter dem Vorsitz des Papstes vereinigt werden. Auf einer später in Zürich zusammentretenden Conserenz, von welcher jedoch die übrigen europäischen Staaten ausgeschlossen blieben, sollten die Specialitäten des Vertrages verabredet werden. Die Ueberraschnng, mit welcher Europa diese Nachrichten aufnahm, wurde noch vergrößert durch die Proklamation, mittels deren Kaiser Franz Joseph seinen Völkern von dem Abschluß des Friedens Kunde gab, indem er darin nicht undeutlich die Schuld seines Mißerfolgs auf Preußen schob. — Erst spätere Enthüllungen, namentlich die Erklärungen der Minister im englischen Parlament, klärten das Räthsel mindestens zum Theil auf und ließen den Kaiser Franz Joseph als Opfer einer Mystifikation erscheinen. Preußen aber erhielt die glänzendste Rechtfertigung durch die Erklärungen Napoleons selbst, welcher nach seiner Rückkehr nach Paris (17. Juli) unumwunden bekannte: nur durch das Vorgehen Preußens sei er zum Frieden gezwungen worden, weil er nicht zugleich am Rhein und am Po habe fechten können. Aber der Friedensschluß war noch nicht der Frieden und am wenigsten war man in Italien selbst damit zufrieden. Man ließ gegen den Kaiser Napoleon die heftigsten Vorwürfe laut werden, daß er seiner Verheißung: „Italien frei bis zur Adria" — nicht Wort gehalten, und Cavour nahm, gewiß nur zum Schein — um sich populär zu erhalten, seine Entlassung. Auch Garibaldi trat aus dem sardinischen Dienst, um auf eigene Faust an der Revolntioniruug Mittelitaliens zu arbeiten, wobei es hauptsächlich auf den Kirchenstaat abgesehen war, da die Herzogthümer ihren legitimen Herrschern schon so gut als verloren waren. Die dortigen Bevölkerungen wollten von einer Rückkehr der Fürsten nichts wissen; in Florenz, wie in Modena und Parma wurde die Absetzung der Fürstenhäuser durch eine Nationalversammlung ausgesprochen. In Bologna wurde gleichfalls erklärt, daß matt die weltliche Herrschaft des Papstes nicht mehr anerkenne. Pius Ix., ebensosehr ein Gefangener wie ein Schützling der französischen Besatzung, blieb unerschütterlich. Als im December . 1859 eine Flugschrift erschien (Laguerroniere), wahrscheinlich mit Zustimmung des Kaisers, und darin verlangt wurde, daß der Papst durch Abtretung der Legationen sich die Sicherheit des übrigen Besitzes erkaufen sollte, erklärte er dem General Goyon: „Die

10. Theil 4 - S. 402

1880 - Stuttgart : Heitz
402 Neueste Geschichte. 3. Periode. Aber die römische Curie verschmähte alle Warnungen und war gegen jeden Widerstand gerüstet. Am 8. December 1869 wurde das Concil eröffnet. Ein glänzender Festzug bewegte sich zur Peterskirche. Voran schritten drei Bataillone päpstlicher Zuaven, dann folgten die Mitglieder des Concils, an der Zahl 779, darunter 10 Patriarchen, 48 Cardinäle, 137 Erzbischöfe, 527 Bischöfe, endlich auf hohem Tragsessel der Papst, umgeben von einem prunkenden Gefolge. Aehnliche Pracht, bei der dann auch die funkelnde dreifache Krone nicht fehlte, wurde bei anderen festlichen Veranlassungen (Weihnachtsfest, Fronleichnamsfest) entfaltet. Zum Sitzungssaale hatte man ein Querschiff der Peterskirche eingerichtet, ein für die Verständlichkeit der Redner sehr ungeeignetes Lokal. Die Bitten um Abhilfe waren vergeblich. Schlimmer noch war das Mißverhältniß in der Vertretung der verschiedenen Nationen. Die bischöflichen Sprengel sind sehr ungleich an Größe, vielfach auch nur dem Namen nach da; der Erzbischof von Paris vertrat über 2 Millionen Katholiken, der Fürstbischof von Breslau 1,700,000, mit je einer Stimme, während die 700,000 Bewohner des Kirchenstaates durch 62 Bischöfe vertreten waren. So kam es, daß Italien mit 24 Millionen 221 Mitglieder des Concils stellte, Deutschland dagegen mit 26 Millionen (Deutsch-Oestreich und die deutsche Schweiz dabei eingeschlossen) nur 31, und die 38 Millionen französischer Katholiken nur 81. Erwägt man nun noch, daß die italienischen, die orientalischen und die Missionsbischöfe entweder durch die Nähe der Verhältnisse mit dem Interesse des Papstes stärker verbunden waren, oder ganz von ihm abhingen, sogar in Bestreitung der Kosten des Aufenthaltes in Rom, dann wird es deutlich, wie vergeblich es war, den Berathungen und Beschlüssen eine Selbständigkeit verschaffen zu wollen. Alles, was vom Papste ausging, hatte die Mehrzahl für sich, wogegen diejenigen Mitglieder, welche bei der wärmsten Anhänglichkeit und lautersten Gesinnung gegen die katholische Kirche dennoch in den Plänen der römischen Curie nur Gefahren für die Kirche, nur Schädigung ihrer Festigkeit und ihres Friedens voraussahen und sich dagegen wehren wollten, nichts auszurichten vermochten. Sie hätten ihrer Absicht am besten dadurch Geltung verschaffen können, daß sie von vorn herein eine Betheiligung an solchen unter dem Druck päpstlicher Allgewalt stattfindenden Berathungen abgelehnt hätten, aber sie schraken vor dem dann ausbrechenden Schisma, oder doch vor dessen Herbeiführung zurück. Immer aber wird es von großer
   bis 10 von 79 weiter»  »»
79 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 79 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 83
2 84
3 45
4 102
5 322
6 36
7 202
8 51
9 39
10 695
11 64
12 218
13 2
14 53
15 13
16 121
17 19
18 33
19 23
20 87
21 25
22 16
23 61
24 42
25 137
26 20
27 107
28 161
29 42
30 21
31 149
32 41
33 155
34 164
35 47
36 87
37 1081
38 24
39 38
40 33
41 44
42 79
43 109
44 13
45 310
46 59
47 28
48 26
49 31

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 12
2 0
3 1
4 1
5 0
6 0
7 5
8 5
9 3
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 15
17 56
18 0
19 1
20 3
21 5
22 0
23 10
24 0
25 1
26 2
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 3
38 3
39 10
40 0
41 3
42 1
43 2
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 3
53 0
54 0
55 0
56 70
57 1
58 1
59 1
60 2
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 10
68 7
69 6
70 0
71 1
72 0
73 1
74 5
75 2
76 2
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 4
83 17
84 0
85 1
86 1
87 0
88 1
89 1
90 3
91 0
92 16
93 1
94 9
95 0
96 9
97 1
98 24
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 2
3 1
4 2
5 2
6 3
7 2
8 0
9 2
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 4
17 0
18 2
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 19
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 19
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 3
41 1
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 1
48 2
49 2
50 2
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 2
59 29
60 0
61 0
62 0
63 1
64 3
65 2
66 0
67 1
68 1
69 0
70 0
71 2
72 3
73 1
74 0
75 1
76 0
77 29
78 1
79 0
80 2
81 21
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 5
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 5
98 1
99 2
100 15
101 0
102 9
103 2
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 3
113 0
114 0
115 1
116 2
117 0
118 1
119 0
120 0
121 1
122 0
123 1
124 0
125 1
126 0
127 2
128 0
129 1
130 0
131 6
132 9
133 0
134 0
135 0
136 6
137 0
138 0
139 0
140 1
141 1
142 0
143 9
144 0
145 0
146 0
147 0
148 4
149 0
150 1
151 3
152 4
153 0
154 0
155 1
156 2
157 1
158 29
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 1
165 0
166 1
167 0
168 0
169 2
170 0
171 9
172 0
173 5
174 0
175 5
176 2
177 16
178 0
179 2
180 0
181 0
182 10
183 3
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 2
192 0
193 0
194 1
195 0
196 0
197 13
198 0
199 0